Janssen - Fabrik

Strumpfwirkerei William Janssen
Strumpfwirkerei William Janssen | © Janssen

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Am Ufer der Chemnitz und in der Nähe des Schlossteichs gelegen, erstrahlt die ehemalige Strumpfwirkerei von 1894 inzwischen im neuen Glanz.

Die Hauptfassade des fünfgeschossigen Fabrikgebäudes wurde dekorativ mit Verblendklinkern akzentuiert. Im Dach- und Giebelbereich integrierte man moderne Elemente aus Glas und Stahlbeton. Heute befinden sich hier Geschäfte, Büroräume und exklusive Loft-Wohnungen, ebenso das Restaurant „Janssen“, auf dessen Terrasse es sich wunderbar entspannen lässt.

Geschichtchen

Die Trikotagenfabrik William Janssen war im In- und Ausland so erfolgreich, dass seine Geschäfte Lehrbuchreife erlangten: 1925 nutzte der Autor Alfred Schneider ein Export-Geschäft des Chemnitzer Unternehmens nach Sidney als Beispiel für Einfuhr- und Ausfuhrgeschäfte in seinem Lehrwerk „Grundriß des Handelsbriefverkehrs“. Erklärt wird die logistische und finanzielle Abwicklung des Verkaufs von Wirkwaren in „4 seemäßig verpackten Kisten, mit Öltuch ausgelegt“, die per Dampfer aus Bremen verschifft werden.

von holstein nach Chemnitz

Wie der Elsässer Richard Hartmann (siehe Polizeidirektion) schrieb auch William Janssen die Geschichte einer erfolgreichen Wanderschaft. Er stammte aus Tönning in Holstein, wo er 1852 geboren wurde. 1883 gründete er mit einem Verwandten in Berlin die Firma William Janssen, die sich in der Textilproduktion betätigte. Bereits 1884 jedoch zog es das Unternehme wegen der günstigeren Produktionsbedingungen nach Chemnitz. Dank der Erfahrungen zahlreicher Auslandsreisen gelang es Janssen, Alleinstellungsmerkmale für sein Unternehmen zu kreieren – in Japan entdeckte er besonders flauschige Stoffe, in Amerika die für deren Produktion notwendigen Ratinier- und Welliniermaschinen. Entsprechend schnell wuchs seine Trikotagenfabrik: War sie anfangs in einer Halle der Hauboldschen Fabrik untergebracht, zog sie 1895 in ein neu erbautes Gebäude auf der Schloßstraße 14. Circa 700 Arbeiter beschäftigte das Unternehmen zu dieser Zeit. Produziert wurden Strümpfe und Socken, Kindermäntelchen und –mützen, Damen-Morgenröcke, Sporthemden und Sweaters sowie Trikot-Hemden fürs Militär.

Ansiedlung an der Schloßstraße

Die Ansiedlung auf der Schloßstraße begann 1894 mit dem Entwurf des neuen Fabrikgebäudes, wenig später erfolgte ein Erweiterungsbau auf der benachbarten Schloßstraße 12, dem Anlaufpunkt auf dieser Route. Ausgestattet waren die Gebäude nach dem neuesten Stand der Technik: Zwei Dampfmaschinen mit je 150 PS trieben die Maschinen an, zwei Dynamomaschinen erzeugten elektrisches Licht. Die Geschossdecken waren teilweise gewölbt – so konnten sie größere Lasten tragen. Bemerkenswert ist, dass das Gebäude weitestgehend original erhalten ist: So können viele bauliche Details des mächtigen Ziegelbaus – der erhöhte Kopfbau und der halbrunde Treppenturm beispielsweise – im Zustand der Errichtungszeit betrachtet werden. Die Trikotagenfabrik William Janssen wurde 1922 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, um dem Unternehmen nach dem Tod des Gründers im gleichen Jahr eine Zukunft zu geben. Fortan führte einer der Söhne das Unternehmen weiter. Im Zweiten Weltkrieg fertigte das Unternehmen für die Wehrmacht. Die Luftangriffe auf Chemnitz im März 1945 überlebte nur das heute erhaltene Fabrikgebäude. Hier hatte ab 1957 der „VEB Hydraulik“ Rochlitz seine Büros. Ab 1991 stand das Gebäude leer.

Gelungene umnutzung

Die Janssen-Fabrik ist eines der gelungensten Beispiele für die Umnutzung von Industriearchitektur. 1998 wurde mit der Sanierung der noch vorhandenen Gebäudesubstanz begonnen. Neben einem Restaurant, dessen Terrasse den Blick auf den Lauf der Chemnitz erlaubt, finden sich hier Büroeinheiten sowie – an die Geschichte als Trikotagenfabrik erinnernd – ein Fabrikverkauf der bekannten sächsischen Unterwäsche-Marke „Bruno Banani“. In den oberen Stockwerken sind großzügig angelegte Lofts untergebracht. Das Grabmal der Familie Jannsen findet sich auf dem Chemnitzer Nikolaifriedhof.

Kontakt

Schloßstraße 12, 09111 Chemnitz

Mo – Sa 11:00 – 24:00 Uhr
So 11:00 – 21:00 Uhr

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